Skoliose
Bei der Skoliose handelt es sich um eine 3-dimensionale Verkrümmung der Wirbelsäule bei der es sowohl zu einer seitlichen Verbiegung, als auch zu einer Verdrehung der einzelnen Wirbel kommt.
Erste Anzeichen für die Skoliose – die bei jungen Damen übrigens ca. viermal so häufig auftritt als bei Burschen – können ein Schulterschiefstand, die Abflachung der Taille auf einer Seite oder auch die Ausprägung eines Rippenpaketes beim Vorbeugen sein.
Um eine Skoliose genau diagnostizieren zu können, ist ein Röntgenbild der Wirbelsäule nötig. Dies wird in der Regel von einem auf Skoliose spezialisierten Facharzt für Orthopädie veranlasst. Auf Grundlage dieses Röntgenbildes wird dann der sogenannte COBB-Winkel ermittelt.
Neben einigen anderen Parametern wie Alter und Größe ist dieser Winkel ausschlaggebend dafür wie die Therapie geplant und gestaltet werden muss.
Therapieoptionen
Die exakte Art und Weise wie eine Skoliosetherapie erfolgt, hängt neben den bereits genannten Parametern auch davon ab wie sich die Wirbelsäule verbogen hat und wird ausschließlich vom spezialisierten Facharzt vorgegeben. Es gibt jedoch Richtlinien an die sich jeder, der sich intensiv mit diesem Thema beschäftigt, hält.
Diese Richtlinien besagen, dass bei einem Winkel zwischen ca. 10° und 25° nach COBB eine intensive Physiotherapie nach Schroth in Kombination mit täglichen Übungen zuhause nötig ist. Bei einem COBB Winkel von 25° bis 45° ist neben der Physiotherapie nach Schroth und den täglichen Übungen zusätzlich die Versorgung mit einem Skoliosekorsett nötig, das dann nahezu 23 Stunden am Tag getragen werden sollte. Übersteigt der Winkel 45° nach COBB wird vom betreuenden Facharzt häufig die Option eines operativen Eingriffes angesprochen. Bei all diesen Werten handelt es sich jedoch – wie bereits erwähnt – um Richtlinien, die je nach Situation individuell an jeden einzelnen Patienten angepasst werden müssen.
Zwei Dinge sind für eine erfolgreiche Therapie jedoch immer nötig: Zum einen, der Patient sollte in ein Netzwerk aus Spezialisten eingebunden werden, das optimal zusammenarbeitet und sich auf das Thema Skoliose spezialisiert hat und zum anderen, und ein mindestens genauso wichtigerer Punkt ist die aktive Mitarbeit des Betroffenen. Der beste Arzt, die beste Therapie und das beste Korsett können nicht helfen, wenn wir nicht zusammenarbeiten, die Übungen nicht regelmäßig gemacht werden und das Korsett nicht konsequent getragen wird. Dies ist deshalb so wichtig, da die konservative Behandlung nur während des Wachstums effizient wirkt und so einer Verschlechterung der Situation entgegenwirken kann.

Korsettanfertigung
Das Korsett ist aus einem semiflexiblen Kunststoff gemacht und wird dem Patienten sozusagen auf den Leib geschneidert. Form und Zuschnitt hängen hierbei von der Art und Weise der Wirbelsäulenkrümmung ab. Das Korsett hat die Aufgabe die Wirbelsäule über Pelotten und gegenüberliegende Freiräume in eine möglichst aufrechte und gerade Form zu bringen und somit einer Verschlechterung der Situation vorzubeugen. Die Tragezeit – normalerweise 17 bis 23 Stunden pro Tag – sowie die täglichen physiotherapeutischen Übungen nach Schroth sind wesentliche Faktoren die zum Erfolg einer Korsetttherapie beitragen.
Zu Beginn jeder Versorgung steht ein ausführliches Gespräch, in dem nicht nur besprochen wird was medizintechnisch auf den Patienten zukommt, sondern auch wie die Finanzierung geregelt wird und wie im Falle von Problemen vorgegangen werden kann. Selbstverständlich nehmen wir uns auch genügend Zeit, um auf offene Fragen einzugehen und diese ausführlich zu beantworten. Anschließend muss die Körperform erfasst werden, um das Korsett anfertigen zu können. Viele Firmen machen hierzu einen Gipsabdruck von den Hüften bis zu den Schultern. Dieser kann durch die Enge und Hitzeentwicklung durchaus belastend sein. Anschließend wird das Gipsmodell basierend auf der Erfahrung des Technikers korrigiert und dient somit als Grundlage für das spätere Korsett.
Die orthomanufaktur beschreitet auf diesem Gebiet neue Wege und kooperiert bei der Korsettversorgung mit der Firma Ortholutions, dem weltweiten Spezialisten im Bereich der Korsettherstellung. Unter Leitung von Prof. Dr. Manuel Rigo aus Spanien, einem der angesehensten Experten im Bereich der Skoliose, sowie Mónica Villagrasa und Dino Gallo wurde eine Klassifikation erstellt, die verschiedene Skoliosetypen definiert und die jeweils optimale Gestaltung des Korsetts vorgibt. Der Abdruck erfolgt bei diesem System nicht mehr mittels Gipsabdruck, sondern es werden zuerst definierte Maße genommen. Anschließend erfolgt bei uns (zur Maßkontrolle) ein 3D-Scan des Oberkörpers. Die Modellierung erfolgt computergesteuert anhand einer großen Datenbank und basierend der Klassifizierung nach Rigo, wodurch die Korrektur des Modelles evidenzbasiert erfolgt. Durch dieses System, das in Deutschland, den USA, Skandinavien, Südafrika, etc. bereits erfolgreich und wissenschaftlich fundiert eingesetzt wird, setzt die orthomanufaktur, die dieses System als erste Orthopädietechnikfirma in Österreich anbietet, neue Maßstäbe.

Anprobe
Die erste Anprobe nimmt natürlich etwas Zeit in Anspruch. Durch das RSC-System ist es in der orthomanufaktur jedoch möglich, diese Anprobezeit von rund 6 Stunden – wie es durchaus üblich ist – auf rund 2,5 Stunden zu reduzieren, da wir das Korsett durch dieses System nahezu probefertig vorbereiten können.
Das wichtigste bei der Anprobe ist zu prüfen, ob die Pelotten, welche die Wirbelsäule aufrichten sollen, richtig positioniert sind und ob der Patient im Lot steht. Ist dies geschafft, sollte das Korsett in später üblichen Alltagssituationen – sitzen am Schreibtisch, liegen, Treppensteigen, … – getestet werden, um möglichen Druckstellen vorbeugen zu können.
Abschließend erfolgt eine genaue Fotodokumentation, die den Therapieverlauf belegen soll.

Angewöhnung
Da sich der Körper langsam an das Gefühl vom Korsett aufgerichtet und gestützt zu werden, gewöhnen soll, empfehlen wir, das Korsett die ersten 2 Tage nur stundenweise am Nachmittag und am Abend zu tragen.
Anschließend sollte es die ganze Nacht und wiederum stundenweise am Nachmittag und Abend getragen werden. Nach 5 bis 7 Tagen muss es – je nach Vorgabe des Facharztes – bis zu 23 Stunden am Tag getragen werden. Erfahrungsgemäß gewöhnt sich der Körper schneller und problemloser an das Korsett, wenn es regelmäßig und konsequent getragen wird.
Dennoch wissen alle aus dem Behandlungsteam, dass es speziell am Anfang nicht leicht ist und helfen bei Problemen gerne mit Tipps und Tricks weiter.

Kontrollen
Da sich der Körper erst an das Korsett gewöhnen muss und sich im Laufe der Tragezeit auch verändert, sind regelmäßige Kontrollen unerlässlich. Die erste Kontrolle erfolgt unter normalen Umständen eine Woche nach Abgabe des Korsetts.
Nach rund 3 Wochen findet dann die nächste Kontrolle statt, bei der die Pelotten meist schon ein wenig verstärkt werden können, da die Wirbelsäule bereits flexibler geworden ist. 6 Wochen nach der Korsettabgabe erfolgt dann auf Zuweisung des betreuenden Facharztes oder in der entsprechenden Spezialambulanz ein Röntgen im Korsett, um die Korrektur und die Aufrichtung der Wirbelsäule kontrollieren zu können.
Kurz vor diesem Röntgen werden die Pelotten nochmals leicht verstärkt, danach werden eventuell nötige Nachpassungen durchgeführt. Die weiteren orthopädietechnischen Kontrollen erfolgen dann im Abstand von 3 Monaten.

Abschulung
Durch spezielle Röntgenbilder – die sogenannten Risseraufnahmen – kann der Facharzt feststellen, wann das Knochenwachstum abgeschlossen ist. Dies ist dann der Moment, an dem die Abschulung angedacht werden kann. Wie bei der Angewöhnung braucht der Körper auch hierzu Zeit.
Die Korsetttragezeit sollte unter Tags wöchentlich um 2 Stunden reduziert werden. In dieser Zeit sollte die Physiotherapie wieder deutlich intensiviert werden – speziell zum Muskelaufbau. Danach wird das Korsett noch für rund 3 Monate in der Nacht getragen, bevor es endgültig abgelegt werden kann.