Von einer neuroorthopädischen Erkrankung spricht man immer dann, wenn der Bewegungsapparat auf Grund einer Schädigung von Hirnarealen, wie zB beim Schlaganfall, oder auf Grund einer Nervenläsion wie zB bei der Querschnittlähmung oder Spina Bifida, in seiner Aktivität beeinträchtigt oder eingeschränkt ist.

Speziell die Versorgung von neuromuskulären Krankheitsbildern stellt immer wieder eine große Herausforderung dar (nicht zuletzt aufgrund der vielen unterschiedlichen Erscheinungsbilder und der Zusatzdiagnosen wie zB Epilepsie, Spastik, etc.), weshalb der Schlüssel zur optimalen Hilfsmittelanpassung ein Team aus optimal geschulten und hochspezialisierten Experten – wie sie es in der orthomanufaktur Grasl finden – ist.

Infantile Cerebralparese

Bei der infantilen Cerebralparese, dem frühkindlichen Schlaganfall, tritt eine Schädigung des Gehirns vor, während oder kurz nach der Geburt ein. Abhängig davon welches Areal wie stark betroffen ist reichen die Folgen von einer milden Gangstörung bis zu einem nahezu völligen Verlust der motorischen und kognitiven Fähigkeiten. Angepasst an die jeweilige Situation reicht auch die Palette der orthopädietechnischen Versorgungen von einer Einlage, über statische & dynamische Orthesen bis hin zu komplexen Sitz- und Liegeversorgungen.

Hauptziel der Hilfsmittelversorgung ist hierbei, neben der Verbesserung von vorhandenen motorischen Fähigkeiten die Progredienzprophylaxe, also das Verhindern einer Verschlechterung. Diese Verschlechterungen sind meist wachstumsbedingt, daher bedarf es bis zum Wachstumsabschluss, und darüber hinaus, regelmäßiger Kontrollen, Nachjustierungen und Neuplanungen der orthopädietechnischen Versorgung. Zu Beginn erfolgt bei uns in der orthomanufaktur nicht nur eine ausführliche Erstvorstellung bei der wir Bewegungsumfänge der einzelnen Gelenke und einen Ist Status erheben, sondern wir definieren gemeinsam auch genaue Ziele um den Versorgungserfolg zu messen und gegebenenfalls anpassen zu können.

Insult

Beim Insult, dem Schlaganfall, kommt es auf Grund einer Sauerstoffunterversorgung des Gehirns häufig zu motorischen Ausfällen und zu unilateralen spastischen Paresen, der Halbseitenlähmung. Ziel der orthopädietechnischen Versorgung ist es dem Betroffenen möglichst viel der verlorenen Selbstständigkeit wiederzugeben.

Da kurz nach dem Insult meist noch keine Kontrakturen, also Bewegungseinschränkungen, vorhanden sind ist ein früher Versorgungsbeginn wünschenswert, jedoch leider nicht die Regel. Zu häufig wird die Orthopädie Technik erst dann hinzugezogen, wenn der Leidensdruck zu groß wird, was meist dann der Fall ist, wenn die Mobilität nachlässt oder die Schmerzen unerträglich werden. Grundsätzlich sollte hier, wie auch bei der Erstversorgung, jedoch die Regel gelten: je früher eine Therapie erfolgt umso größer ist die Chance Folgebeschwerden zu minimieren.

MMC, AMC, SMA, MS & Co

Neben der Infantilen Cerebralparese und dem Insult, diese bilden die größten Gruppen der neuroorthopädischen Erkrankungen von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen, gibt es eine Vielzahl an Diagnosen die nur eine verhältnismäßig kleine Patientengruppe betrifft, deren Versorgung aber auch einen enorm hohen Spezialisierungsgrad erfordert.

Bei MMC (Meningomyelocele/ Spina Bifida) verschließt sich während der Embryonalentwicklung das Rückenmark nicht richtig, die Folge ist meist eine inkomplette Querschnittslähmung. Hier ist es besonders wichtig von Beginn an einen exakten Versorgungsplan zu erstellen, um Gelenkskontrakturen möglichst lange hinaus zu zögern und die Mobilität bestmöglich zu fördern.

AMC (Arthrogryposis multiplex congenita) ist eine frühkindliche Gelenksversteifung, die zu deutlichen Bewegungseinschränkungen führt. Die Aufgabe der Orthopädietechnik im Versorgungsalltag ist es die Beweglichkeit der einzelnen Gelenke zu förden oder mit speziellen Alltagshilfen ein möglichst selbstständiges Leben zu unterstützen.

SMA (spinale Muskelatrophie) ist eine Form von Muskelschwund die vor allem Kleinkinder und Jugendliche betrifft und bei der durch den fortschreitenden Rückgang von motorischen Nervenzellen immer mehr Muskelkraft und somit immer mehr Muskelfunktion verloren geht. Hier ist es bei der orthopädietechnischen Versorgung vor allem wichtig kraftsparend zu planen, also möglichst leichte Materialien einzusetzen und bei Reha- und Korsettversorgungen diese so zu gestalten, dass der Rumpf entlastet und die Atmung unterstützt wird.

Die Multiple Sklerose (MS) ist eine Autoimmunerkrankung bei Erwachsenen mit oftmals sehr unterschiedlichen Erscheinungsbildern. Häufig treten zu Beginn jedoch Beschwerden in den Füßen auf, welche sich dann zusehends noch cranial, also nach oben in Richtung Knie und Hüften ausbreiten. Hier ist die Orthopädietechnik frühzeitig gefordert um ein möglichst energiesparendes Gehen zu ermöglichen und der Kontrakturbildung vorzubeugen.

Leistungsspektrum

Die orthomanufaktur Grasl hat sich auf die Versorgung von Kindern & Jugendlichen mit Skoliose, Säuglingen mit Schädelasymmetrie sowie großen und kleinen Patienten mit neuroorthopädischen Krankheitsbildern und kongenitalen Fehlbildungen spezialisiert.

  • Auszug aus dem Versorgungsspektrum
  • Propriozeptive Einlagen
  • dynamische Rückfußorthesen (DAFO, Nancy Hilton, Ringorthesen, etc.)
  • US – Lagerungsorthesen
  • dyn. US – Orthesen bei Spitzfuß, Klumpfuß oder Hackenfuß oder kong. Fehlstellungen
  • A – Schienen
  • Ganzbeinorthesen
  • US – Schlaganfallorthesen
  • Korsette (Vollkontakt, Rahmenbauweise, Soft-Body-Jacket, etc.)
  • Silikonorthesen
  • Handfunktionsorthesen
  • Lagerungselement
  • Sitzschalen nach Maß oder Vakuumabdruck
  • Orthoprothesen

 

3D-Druck in der Orthopädietechnik

In fast schon atemberaubendem Tempo erobert die Digitalisierung und der 3D-Druck auch den medizinisch-technischen Bereich. War es noch vor wenigen Jahren unvorstellbar bei einer Korsettanpassung einen 3D-Scan zu machen, diesen am Computer zu modellieren und dann das Positiv-Modell zu fräsen, ist dies bei uns heute schon Standard.

In Zukunft werden 3D- und 4D-Scan den klassischen Gipsabdruck vermutlich zur Gänze ablösen, die Modellierung nur mehr am Computer erfolgen. Dies bedeutet für unsere Patienten eine enorme Erleichterung, weniger Stress und weniger Zeitaufwand. Für uns von der orthomanufaktur heißt es, dass wir völlig neue Wege zu bestreiten und neue Techniken zu erlernen haben, gleichzeitig ergeben sich daraus auch bisher ungeahnte Möglichkeiten der Orthesenkonstruktion. Neue Funktionen können am Computer simuliert werden und individuelle Designs, ganz nach dem Wunsch unserer großen und kleinen Patienten, werden zur Erhöhung der Compliance und somit zur Steigerung der Tragezeit beitragen.

Damit wir mit der hohen Geschwindigkeit der Digitalisierung Schritt halten können, freut es uns besonders, Teil einer Projektgruppe zu sein, die sich ganz speziell dem Bereich Orthopädietechnik und 3D-Design verschrieben hat: Denn gemeinsam ist es deutlich einfacher sich den anstehenden Herausforderungen zu stellen, leichter Know-how aufzubauen und dieses unseren Patienten zugutekommen zu lassen.